Asbest Rohre erkennen und entfernen
Um das Jahr 1900 entwickelte Ludwig Hatschek, ein Industrieller aus Österreich, den Baustoff Asbestzement (1). Bereits kurze Zeit danach wurden daraus über 90 Jahre lang die Rohre für den Tiefbaubereich und diverse Hausinstallationen gefertigt. Erfahren Sie in diesem Ratgeber, wie Sie die heute noch vorhandenen Rohre aus Asbest erkennen und beseitigen können.
Warum wurden Asbestrohre verbaut?
Ein Asbestzementrohr ist vor allem weitaus biegsamer als seine asbestfreie Variante, die bei mechanischer Belastung dazu neigt, Risse zu bilden. Die Druck- und Zugfestigkeit wurden durch die Beigabe von 10 % Asbestfasern verdoppelt bis verdreifacht, dadurch konnte nicht nur die Haltbarkeit der Rohre, sondern auch die Feuer-, Wärme- und Frostbeständigkeit deutlich erhöht werden (2). Im Jahr 1993 wurde die Verwendung schließlich vollständig verboten. Bis dahin ging ein nicht unerheblicher Anteil von 15 % der Asbestzement Produktion direkt in die Rohrproduktion ein (3).
Wo wurden Asbestrohre eingesetzt?
Asbestrohre wurden sowohl im Tiefbaubereich, als auch mitten im Gebäude genutzt. In zahlreichen Immobilien findet man sie heute noch als Schmutzwasserleitungen im Sanitärbereich sowie Regenwasserabflussleitungen, wobei Fall- und Grundleitungen betroffen sind. Neben den geraden Leitungsabschnitten bestehen die gebogenen Formstücke und Reinigungsrohre meist ebenfalls aus Asbestzement.
Weitere Einsatzzwecke für Asbestrohre im Haus waren Abgas- und Lüftungsleitungen von Heizungs- und Klimaanlagen. Weiterhin zu nennen sind Druckrohre zur Trinkwasserversorgung und sämtliche Kanalrohre im öffentlichen Netz, die heute noch – in teilweise unbekanntem Umfang – in Deutschland genutzt werden.
Wir zeigen Ihnen, wie Sie Asbest Rohre erkennen können
Sie vermuten, dass die Rohre in Ihrer Immobilie Asbest enthalten und wissen nicht, wie man dies überprüfen kann? Es gibt einige zuverlässige Ausschlusskriterien, anhand derer Sie ganz ohne Asbest Test und Laboranalyse feststellen können, ob die Rohre aus Asbest verbaut wurden. Welche das sind, haben wir Ihnen folgend zusammengefasst.
Merkmal Nr. 1: Wohnort und Baujahr der Immobilie
Ihr Haus ist nach 1993 erbaut worden oder befindet sich in den neuen Bundesländern? Beide Merkmale senken die Wahrscheinlichkeit für Asbestrohre deutlich, da die Verwendung von Asbest in Baustoffen nach 1993 in Deutschland verboten war und in der ehemaligen DDR Stahlrohre sehr viel verbreiteter waren. Überprüfen Sie aber zur Sicherheit ebenfalls die nachfolgenden Merkmale.
Merkmal Nr. 2: Art des Rohrs
Asbesthaltige Rohre bestehen aus glattem Zementmörtel. An bereits beschädigten Stellen sind oft sogar weiße, pelzige Asbestfaserbündel gut sichtbar. Asbestfreie Rohre aus Beton weisen dagegen in der Regel eine körnige Struktur auf. Ebenfalls asbestfrei sind rote SML-Rohre oder glänzende, silbrige LORO-X Rohre. Darüber hinaus lassen sich die unterschiedlichen Rohrmaterialien mithilfe eines Klopftestes auseinander halten. Ein dumpfer Ton könnte auf Asbestzement hindeuten, während sich ein Gussrohr beim Klopfen nach Stahl anhört und ein HT-Rohr wie hohler Kunststoff klingt (4).
Merkmal Nr. 3: Rückschlüsse auf den Hersteller
Neben dem bekannten Markennamen Eternit, weisen auch andere Herstellernamen auf Asbest hin – sofern die Bauteile vor 1993 gefertigt wurden. Andere bekannte Hersteller, die Asbestfasern nutzten, waren Amroc, Toschi, Wanit, Durit und Fulgurit (5).
Merkmal Nr. 4: Kennzeichnung des Rohrs
Haben Sie charakteristische Eternit Rohre ausfindig gemacht, gibt Ihnen die Kennzeichnung noch einen weiteren Hinweis darauf, ob Asbest verbaut wurde. Bei Abflussrohren kennzeichnet nur der Aufdruck „PA I3200“ asbestfreie Produkte, alle anderen Aufdrucke, die mit „PA“ beginnen, markieren asbesthaltige Bauteile (4). Auch die Kennzeichnung „AT“ weist auf Asbest hin, wohingegen sich die Kürzel „AF“ und „DIN EN 588“ nur auf asbestfreien Baustoffen befinden.
Wie gefährlich sind Rohre aus Asbestzement?
Asbestfasern sind vor allem dann gefährlich, wenn Sie über die Atemluft inhaliert werden. Eine Quelle für Asbestfasern in der Raumluft können die Rohre sein. Abhängig von der Beanspruchung können alternde Eternit Abwasserrohre spröde und korrosiv werden. Obwohl die Asbestfasern in der Regel fest in die Zementmatrix eingebettet sind, kann eine kontinuierliche oder stoßartige Faserfreisetzung in einem solchen Fall nicht ausgeschlossen werden.
Jegliche Bearbeitung – auch Instandhaltungsarbeiten und Reinigung – können zu einer massiven Freisetzung von Asbestfasern führen. Völlig intakte Asbestzement Rohre müssen jedoch keine direkte Gefahr darstellen. Stellen Sie jedoch Beschädigungen fest oder sind die Rohre bereits über 60 Jahre alt, ist eine Sanierung unumgänglich.
Darf ich Asbestrohre selbst ausbauen?
Grundsätzlich sind Abbruch-, Sanierungs- und Instalthaltungsarbeiten an Asbestprodukten erlaubt, sofern die Gefahrstoffverordnung und die technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 519) eingehalten werden (6). Zu empfehlen ist dies in den meisten Fällen aber nicht. Auch wenn Sie sich über Asbest informiert haben und wissen, dass von diesen Schadstoffen eine Gefährdung ausgeht, beherrschen Sie nicht automatisch die nötigen Handgriffe. Bei fehlender Absicherung kann das bereits ausgebaute Asbest Abwasserrohr und andere neu erworbene Materialien verunreinigen.
Beim Hauskauf oder bei umfangreichen Renovierungsarbeiten im bereits bewohnten Haus sollte die Gelegenheit zur professionellen Sanierung genutzt werden, falls Asbestrohre vorhanden sind.
Sanierung und Entsorgung von Asbest mit AsbestProfis
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Weiterführende Quellen:
(1) Otruba, Gustav, “Hatschek, Ludwig” in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 58-59 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd127024891.html#ndbcontent
(2) Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften e. V. (1985): „Asbestersatzstoff-Katalog, Band 9: Bautechnische Produkte (Asbestzement)“ https://www.dguv.de/medien/ifa/de/fac/asbest/pdf/asbest_9.pdf
(3) Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) (2020): „Leitlinie für die Asbesterkundung zur Vorbereitung von Arbeiten in und an älteren Gebäuden“ https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Kooperation/Asbesterkundung.pdf?__blob=publicationFile&v=2
(4) https://rohrgroup.de/asbestrohre-erkennen/, abgerufen am 02.03.2024
(5) https://asbestbustersgmbh.com/asbesthaltige-baustoffe/asbestzement-in-rohren/, abgerufen am 02.03.2024
(6) GMBl (2014) „TRGS 519 Asbest: Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten“ S. 164-201 vom 20.03.2014 [Nr. 8/9]